Zur Soziologie des Nationalismus
In: Zusammenbruch des Sowjetsystems: Herausforderung für die Soziologie, S. 229-238
Der ungarische Soziologe und Philosoph gibt eine Übersicht über die wichtigsten Beiträge zu einer noch weiter auszuarbeitenden Soziologe des Nationalismus. Er betont die Relevanz der interdisziplinären Zusammenarbeit u.a. mit Anthropologen, Historikern. Die verschiedenen Typologien der Nationalismen machen die Betrachtung jener Veränderungen notwendig, denen die Nationalismen im Laufe der Zeit ausgesetzt sind. Der Autor skizziert theoretische Ansätze über die Metamorphosen der Nationalismen in Vergangenheit und Zukunft. Insbesondere setzt er sich mit spezifischen Merkmalen und Gründen des Nationalismus in Mittel- und Osteuropa auseinander. Seit 1989 seien hier die "Fortsetzung der Prozesse der unterbrochenenen Verbürgerlichung" und der "verzerrten Modernisierung" deutlich geworden. Die Konsolidierung der Demokratie werde durch das Fehlen einer demokratischen politischen Kultur, von entsprechenden Traditionen und durch den Auftritt verschiedener extremistischer, neofaschistischer Kräfte und Parteien behindert. Die Wirtschaftskrise und die immer mehr Menschen bedrohende "Verelendung" werden zum fruchtbarer Nährboden nationalistischer Leidenschaften, so eine Einschätzung des Autors für diese Region. (rk)